Ganzjahresfütterung wildlebender Vögel

Für die meisten Menschen ist es selbstverständlich Vögel im Winter zu füttern. Besonders bei geschlossener Schneedecke fällt es Vögeln schwer, genug Futter zu finden. Allerdings fällt ihnen im Rest des Jahres die Futtersuche auch nicht mehr ganz so leicht wie früher.

Die natürliche Nahrungssituation hat sich geändert

In den letzten Jahrzehnten kam es zu einer drastischen Änderung in der natürlichen Nahrungssituation der Wildvögel. Die Landwirtschaft ist von Monokulturen geprägt, was sich im Gleichgewicht der Natur widerspiegelt. Die negativen Auswirkungen haben besonders die Insekten zu spüren bekommen, aber auch viele Wildpflanzen. Das führt dazu, dass die Vögel nicht mehr genug Nahrung finden.

Professor Dr. Peter Berthold, ehemaliger Leiter der Vogelwarte Radolfzell, hat mit einer ganz einfachen, aber dafür umso verblüffenderen Frage auf die Problematik hingewiesen: „Wie oft haben Sie früher die Scheiben Ihres Autos im Sommer von Insektenresten befreit und wie selten machen Sie das heute noch?“ Mit der Antwort auf diese Frage zeigt sich die Veränderung im Nahrungsangebot der Wildvögel. Der Rückgang der Insektenpopulationen in den letzten Jahren beläuft sich auf bis zu 30 Prozent. Daher ist Professor Dr. Berthold ein deutlicher Befürworter, Wildvögel das ganze Jahr über zu füttern. Landwirtschaftliche Flächen werden heute bis auf den letzten cm genutzt. Die typischen Kräuter und Gräser, wie sie früher an jedem Feldrand zu finden waren, sind nicht mehr da. Das Fehlen dieser Pflanzen führt zum Fehlen ihrer Samen und ebenso der begleitenden Insekten. Da letzteres aber das A und O der Vogelernährung darstellen, haben die Wildvögel an vielen Orten das Nachsehen.

Schwierige Zeiten für die Brut

Nest mit Jungvögeln des Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
Nest mit Jungvögeln des Rotkehlchen (Erithacus rubecula)

Der Rückgang der Insektenpopulationen führt zwangsläufig auch zu einem Rückgang der Vogelpopulationen.

Die gefiederten Freunde können ihre Brut nicht mehr richtig ernähren. Für heimkehrende Zugvögel sieht es auch nicht besser aus.

Wenn Sie im Frühjahr in ihre hiesigen Brutgebiete zurückkommen, haben sie immer weniger Chancen, die erforderlichen Kräfte für die Brut aufzubauen.

Überwinterte Samenstände von krautartigen Pflanzen stehen immer weniger zur Verfügung. In ihnen überwintern Insekten, die damit auch immer weniger zu finden sind. Das gleiche gilt auch für die meisten Hausgärten, in denen fast nur ausgesuchte Zierpflanzen anzutreffen sind.

Richtig füttern

Es ist also durchaus sinnvoll und ein wichtiger Beitrag zum Vogelschutz, Vögel das ganze Jahr über und nicht nur im Winter zu füttern. Dabei sollte aber auf jeden Fall auf die richtige Fütterung geachtet werden. Ein vielfältiges Angebot ist nötig, damit Insektenfresser, Körnerfresser und Weichfresser gleichermaßen genug Nahrung bekommen. Artenvielfalt:So locken Sie seltene Vögel an. Fachleute bezeichnen das Futter als „schnabelgerecht“. Andernfalls können die Piepmätze das Vogelfutter nicht aufnehmen und müssen es liegen lassen. Das kann dann schnell zu einem Irrglauben führen, dass die Tiere gar keinen Bedarf hätten und das Futter gar nicht bräuchten. Dabei haben viele Winterstreufutter aus dem Handel einfach die falsche Zusammensetzung. Ganz wichtig ist zudem der richtige Fütterungsort. Das Vogelfutterhaus sollte für Vögel sicher sein, damit sie in Ruhe fressen können und keine Überraschungen von Fressfeinden erleben.Welche Futterstelle ist die Richtige?

Auf Qualität des Vogelfutters achten

Wer den Vögeln wirklich etwas Gutes tun möchte, sollte in erster Linie auf die Qualität und Zusammensetzung des Futters achten und nicht nur auf den Preis. Viele Futter werden zwar günstig angeboten, wenn aber die Vögel davon aber nichts aufnehmen können und das Futter liegen bleibt, ist auch nichts gespart. Hier finden Sie mehr zu: Welche Vögel fressen welches Futter?

Durch Ganzjahresfütterung zum Vogelschutz beitragen

Wer die Wildvögel ganzjährig füttert trägt zum Vogelschutz bei. Besonders zur Brutzeit kann ein ausreichendes Nahrungsangebot den Vögeln helfen mehr Jungvögel durchzubringen und den Elterntieren zusätzliche Bruten ermöglichen.

Hier kann Deutschland von den Nachbarn Frankreich und England noch lernen. In den beiden Ländern ist die Ganzjahresfütterung schon lange ganz normal. Im Herbst wird die Nahrungssuche auf ein Minimum reduziert. Die Vögel haben schlichtweg weniger Zeit zur aktiven Nahrungssuche, da es früh dunkel und spät hell wird. Sie brauchen aber Energiereserven für den Winter, wenn sie in Deutschland bleiben. Die Zugvögel hingegen brauchen Futterreserven für ihren anstrengenden Weg in den Süden. Besonders die Vögel, die in Deutschland überwintern, brauchen viel Futter, damit sie ihre Körpertemperatur aufrechterhalten können. Bei kalter Witterung, geschlossener Schneedecke oder gefrorenem Boden stellt das die gefiederten Freunde vor besondere Herausforderungen.

Natürliche Verhaltensweisen bleiben

Die Wildvögel verlieren durch die Fütterung keineswegs ihre natürlichen Verhaltensweisen, wie sich in England und Frankreich gezeigt hat. Sie behalten ihren Jagdinstinkt also die Insektenjagd und Körnersuche trotz der Zufütterung durch den Menschen bei. Nur, dass sie es so etwas leichter haben und es zur Förderung einer weiteren Brut kommt, durch das bereitgestellte ausreichende Futterangebot. Nach der Brut, wenn die Küken flügge werden, beginnt für die Vögel die Mauser. Regelmäßig wird das alte Federkleid abgeworfen und ein neues wächst heran. Dafür brauchen die Vögel zusätzliches Natrium, Zink, Jod, Proteine und vor allem schwefelhaltige Aminosäuren, damit die Hornbildung angeregt wird. Manche Vogelarten benötigen während  dieser Zeit bis zu 30 % mehr Futter als außerhalb der Mauser.

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